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Internationale MTB-Bundesliga 2018 - 1. Runde in Heubach / Cooles Event“: Publikum feiert den Weltmeister und eine Überraschungs-Siegerin

Beim Bundesliga-Auftakt in Heubach haben Elisabeth Brandau und Nino Schurter die 18. Auflage des Klassikers BiketheRock gewonnen. Brandau überraschte Ex-Weltmeisterin Maja Wloszczowska und die Weltranglistenerste Yana Belomoina, während Weltmeister Nino Schurter vor vielen tausend Zuschauern drei weitere Schweizer hinter sich ließ.Das Wetter in Heubach spielte mit, die Strecke war so trocken wie wohl in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr. Und das Publikum sorgte für eine großartige, vielgelobte Atmosphäre, die Elisabeth Brandau am Ende des Damen-Rennens in vollen Zügen genießen konnte. Wer sich das Frühjahr der Schönaicherin (EBE Racing) genau angeschaut hat, der konnte zumindest damit rechnen, dass die 32-Jährige in Heubach eine gute Rolle spielen könnte. Doch, dass sie sich gegen Weltklasse-Fahrerinnen wie Maja Wloszczowska (Kross Racing) und Yana Belomoina (CST Sandd American Eagle) durchsetzen würde, damit hatte nicht jeder gerechnet.

Dass ich am Berg stark bin, wusste ich schon. Berg runter war es aber ziemlich rutschig und ich bin die ersten vier Runden nicht Vollgas gefahren“, erklärte Brandau. Das Rennen wurde zum Heubach-typischen Pendel-Geschehen. Oben am höchsten Punkt, nach 1,8 Kilometern fast durchgehender Kletterei hatte die Deutsche immer einen Vorsprung gegenüber Wloszczowska und auch gegenüber der Weltranglistenersten Belomoina. Elisabeth war bergauf unglaublich stark. Ich habe versucht im Downhill die Zeit immer gut zu machen“, erzählte die Polin aus ihrer Sicht. Unten bei der Zieldurchfahrt hatte Brandau bis zur vierten von sechs Runden zwischen acht und 15 Sekunden Vorsprung. Doch dann konnte Wloszczwoska noch mal aufschließen. Da habe ich gemerkt, ich muss schon noch mal schnell fahren. Dann bin ich hoch am Limit gefahren und das Loch gerissen. Dann hieß es nur noch durchhalten und ohne Defekt durchkommen“, erklärte Brandau wie sie sich des Angriffs der zweifachen Olympia-Silbermedaillengewinnerin erwehrte. Was ihr der Sieg beim BiketheRock bedeutet? „Kann ich gar nicht sagen, ich bin einfach froh, dass ich heil runter gekommen bin. Es war mental schon hart und ich bin stolz, dass ich durchgekommen bin.“

Wloszczwoska war mit dem zweiten Platz dennoch nicht unglücklich. „Elisabeth hat es verdient. Klar, hätte ich gerne gewonnen, weil ich das Rennen so mag und die Atmosphäre so toll ist hier, aber ich kann zufrieden sein“, sagte Wloszczowska, die auch noch ein wenig an einer gebrochener Rippe laboriert. Yana Belomoina verlor den Anschluss an die Ex-Weltmeisterin bei einem Überholvorgang gegen Juniorinnen. „Danach bin ich mein Tempo gefahren“, sagte Belomoina, die nach einer langen Verletzungspause erst wieder auf dem Weg zurück ist. „Heubach ist immer hart. Die Strecke liegt mir eigentlich, aber ein bisschen kälter wäre mir lieber gewesen“, meinte sie mit einem Lachen. „Aber gut, dass es trocken war.“ Sabine Spitz positionierte sich nach Runde eins an vierter Stelle und behauptete sich dort. „Am Anstieg habe ich mich gequält, die Abfahrt genossen“, sagte sie im Ziel lächelnd. „Hier musst du eben deinen Rhythmus finden und am Ende hast du 1300 Höhenmeter hinter dir. „Gefühlt wird der Anstieg jede Runde drei Grad steiler.“

Ronja Eibl aus Grosselfingen wurde Fünfte (+4:51). Das war fast eine noch größere Überraschung als der Sieg von Elisabeth Brandau. Gerade dem Alter der Juniorinnen entwachsen, zeigte sich Eibl am Berg in prächtiger Verfassung. Sie war da teilweise sogar schneller als Spitz. „Oben, wo es flacher ist, habe ich schon gemerkt, dass ich da nicht mithalten kann“, erzählte Eibl. Noch erstaunlicher wird der fünfte Rang (+4:51) durch die Vorgeschichte. In der Nacht zum Rennen wurden ihr, respektive ihrem Gonso-Simplon-Team vor der Jugendherberge in Aalen die Bikes gestohlen. Mit dem Bike eines Untermünkheimers fuhr sie das Rennen, es war ein Hardtail, trainiert hatte sie auf einem Fully. Ich bin einfach die gleiche Linie gefahren“, zuckte sie mit den Schultern. „Am Ende habe ich es im Rücken schon etwas gemerkt, aber es ging. Dieses Jahr mache ich mir gar keinen Druck.“ Mitfavoritin Anne Tauber musste ihren Start absagen. Laut Team-Manager Bart Brentjens leidet die Niederländerin seit dem Rennen im österreichischen Haiming an Schmerzen im Knie. Weltmeisterin Jolanda Neff aus der Schweiz gab in der zweiten Runde aus. Sie sei „kraftlos“ gewesen, so ihr Team-Manager Tomasz Swierzcynski. Neff hatte sich vor zwei Wochen am Oberschenkel verletzt.

Herren: Nino Schurter genießt in der Schlussrunde
Zu Beginn des Herren-Rennens waren noch die Franzosen Titouan Carod (BMC Racing) und Jordan Sarrou (KMC Ekoi SR Suntour) in der Spitzengruppe mit von der Partie, später fand Straßen-Rückkehrer Ondrej Cink (Primaflor-Mondraker) kurze Zeit den Anschluss, doch am Ende war die 18. Auflage des BiketheRock bei den Herren vor allem eine Schweizer Angelegenheit. Nino Schurter (Scott-Sram) war von Beginn an vorne dabei. Doch so kontrolliert wie es aussah, war es anscheinend nicht. „Ich hatte am Anfang schon Mühe wegen den Pollen und Schwierigkeiten mit der Atmung“, erklärte Schurter im Ziel. Europameister Florian Vogel (Focus XC) musste in Runde drei Farbe bekennen, so dass sich vorne Lars Forster (BMC Racing) und Nino Schurter zum Duo zusammenfanden – abgesehen von Cinks Intermezzo an der Spitze in Runde vier. Unten hat Lars immer den Anschluss verloren, oben raus kam er wieder näher. Und im Downhill ist er super schnell gefahren“, umriss Nino Schurter das Geschehen zwischen den beiden Schweizern. Doch letztlich riss er in der vorletzten Runde eine so große Lücke, dass Forster nicht mehr mitgehen konnte und der Weltmeister nach 1:35:26 Stunden souverän seinen zweiten BiketheRock-Sieg einfahren konnte. „Ich habe nicht richtig attackiert, sondern bin einfach mein Ding gefahren. Die letzte Runde konnte ich dann genießen. Das ist jetzt mein zweiter Sieg in Folge, das macht mich drei Wochen vor dem Weltcup in Albstadt zufrieden“, sagte Schurter. Lars Forster sah seinen Konkurrenten „einfach als den Stärkeren“. Er habe selbst erst mal am Anfang eingebüßt, weil vor ihm Ben Zwiehoff (Bergamont) in der Abfahrt eine Lücke gelassen habe. „Dadurch musste ich überpacen, um das Loch zu schließen“, gestand Forster. „Dann habe ich noch einmal im Anstieg eine größere Lücke bekommen und musste wieder aufholen“, erläuterte Forster. „Das Rennen ist sehr hart, aber der Event ist schon echt cool. Die Stimmung ist toll, das macht schon Spaß.“ Reto Indergand hatte man erst mal nicht auf dem Schirm. Er positionierte sich an sechster, siebter Position, fand dann seinen Rhythmus und überholte zwei Fahrer. „Ich war schon über die Top fünf ganz glücklich, habe dann aber gemerkt, da geht noch was“, erzählte Indergand. In der zweiten Rennhälfte ging er an Florian Vogel vorbei und passierte auch noch Ondrej Cink. „Das ist der Hammer, ich hätte nicht gedacht, dass es so gut läuft“, so Indergand, der mit 54 Sekunden Rückstand auf Schurter ins Ziel kam und damit die gleiche Reihenfolge wie beim Swiss Bike Cup in Schaan eine Woche zuvor perfekt machte. Vierter wurde mit Marcel Guerrini (Focus XC), der sich kontinuierlich nach vorne arbeitete und mit der besten Schlussrunde Ondrej Cink noch auf Rang fünf verwies.

Deutsches Quartett zwischen 10 und 13
Von den deutschen Bikern zeigte sich Ben Zwiehoff bis zur vierten Runde an siebter Stelle am weitesten vorne. „Ich wollte schauen, was geht, aber die letzte Runde war zu viel. Da habe ich im Downhill dann auch Probleme gehabt. Im Vorfeld war ich mir nicht so sicher wie es geht, weil ich zuletzt auch etwas gekränkelt habe“, kommentierte Zwiehoff sein Rennen, das er schließlich auf Rang elf (+3:35) beendete. Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) passierte ihn in der Schlussrunde und wurde mit 3:22 Minuten Rückstand Zehnter.  Der Halterner hatte sich Runde um Runde weiter nach vorne gearbeitet und zum Schluss zweimal die fünftschnellste Zeit ablieferte. „Bei mir ging es sehr gut. Der Start war mir zu schnell, ich bin mein eigenes Tempo gefahren. Eine Runde habe ich dann etwas mehr investiert, um an die Gruppe mit Christian Pfäffle heranzufahren“, erklärte der Ex-Meister. Pfäffle belegte Rang zwölf (+4:31) und 16 Sekunden hinter ihm sorgte Sven Strähle (German Technology Racing) als 13. für eine faustdicke Überraschung. Strähle stammt aus dem Heubacher Nachbarort Böbingen und fuhr sich von Rang 28 nach einer Runde konstant nach vorne. Er ließ dabei einige Arrivierte, wie die Franzosen Victor Koretzky und Titouan Carod, sowie Mitfavorit Anton Cooper hinter sich.

Nachwuchs-Rennen: Podest-Platzierungen für Deutsche Biker
Im U23-Rennen der Herren hatte der Deutsche Meister Max Brandl am Vormittag gegen den Franzosen Joshua Dubau „keine Chance“, wie er sagte. In Runde zwei hängte Kletterkünstler Dubau den Vorjahres-Sieger Brandl und seinen Lexware-Teamkollegen Luca Schwarzbauer ab und fuhr am Ende mit 23 Sekunden Vorsprung zum Sieg. Max Brandl bekannte, dass er in der Schlussrunde „ziemlich kaputt gegangen“ sei, nachdem er noch einmal ziemlich aufgeholt hatte und dann Luft aus dem Reifen verlor. „Ich hatte keine Chance Joshua zu folgen. In der vierten Runde habe ich versucht noch mal Druck zu machen, aber auch ohne den Schleicher hätte ich es wohl nicht mehr geschafft. Es war heute nicht ganz mein Tag“, kommentierte Brandl. Der Schweizer Filippo Colombo wurde Dritter vor Luca Schwarzbauer, bei dem sich zur Hälfte des Rennens die Schuhplatte gelöst hatte.

Zum Auftakt der Bundesliga-Rennen am Sonntag setzte sich im Junioren-Rennen der Schweizer Favorit Alexandre Balmer durch. Er gewann 19 Sekunden vor dem Franzosen Mathis Azzaro und 42 Sekunden vor Leon Reinhard Kaiser. Mit Moritz Schäb und Benedikt Fritz erreichten in dem Rennen der UCI Junior Serie auf den Plätzen acht und neun noch zwei Deutsche das Ziel in den Top-Ten.

Alexandre Balmer fuhr das Rennen sehr kontrolliert. An erster Position ging er in die zweite von fünf Runden und schüttelte dann im zweiten Teil des 1,8 Kilometer langen Anstiegs seine Konkurrenten langsam ab. „Ich bin unten etwas langsamer hinein gefahren und habe sie oben raus dann abgehängt“, erzählte Balmer. „Die Abfahrt habe ich versucht sicher zu fahren und mich zu erholen.“ Eine überzeugende Leistung bot Leon Reinhard Kaiser aus Essen. „Am hat die Kraft dann nicht mehr gereicht“, bekannte Kaiser, der aber mit seinem dritten Rang „sehr zufrieden“ war. Die ersten beiden Runden sei er „ziemlich am Limit“ gewesen und es sei „ein Kampf“ gewesen. „In Runde drei und vier konnte ich besser Druck machen. Ich bin in die Abfahrt als Erster von der Gruppe rein und konnte mich absetzen“, erklärte Kaiser. Moritz Schäb aus Schotten und Benedikt Fritz von den E-Racers Augsburg komplettierten das starke deutsche Ergebnis auf den Plätzen acht und neun. Bei den Juniorinnen war Weltmeisterin Laura Stigger aus Österreich eine Klasse für sich. Sie gewann 2:06 Minuten vor der Französin Justine Tonso und 4:19 Minuten vor Tamara Wiedmann, ebenfalls Österreich. Beste Deutsche: Franziska Koch aus Mettmann, 5:42 Minuten zurück. „Ich habe von Anfang gemerkt, dass es heute nicht so gut geht, erst zum Schluss wurden die Beine besser“, sagte Koch.

Bilanz: Rekord-Teilnehmerzahl
Die Nummer 18 des BiketheRock verbuchte mit 931 Teilnehmern am gesamten Wochenende einen neuen Rekord in seiner Geschichte. Neben der Steigerung beim 3. Fujibikes-Marathon um 15 Prozent auf 354, zeigten auch die 187 Starter in den Hobby-Rennen der Schüler (U15 bis U9) eine erfreuliche Entwicklung. Auch mit den ungezählten Zuschauern waren Eckhard Häffner und sein Organisations-Team sehr zufrieden. „Ich denke, es waren noch mehr als 2017. Wir haben eine sehr schöne und erfolgreiche 18. Auflage das BiketheRock powered by KMC erlebt“, so Häffner.

Termine 2018  
28./29. April Heubach (HC)
13./14. Mai Gedern (C2)
22./23. Sept Freudenstadt (C1)
29. Sept. Titisee-Neustadt (C3)

Fotos: Armin Küstenbrück EGO Promotion


Weitere Informationen unter www.mtb-bundesliga.net

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