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Lexware Mountainbike Team - Weltmeisterschaften in Mont Sainte Anne, Kanada - U23 Herren - Olympia-Ticket für Vidaurre Kossmann – Brandl Fünfter

Martin Vidaurre Kossmann und Max Brandl belegen im U23-Rennen der Weltmeisterschaften in Mont Sainte Anne, Kanada, die Plätze vier und fünf. Für den Chilenen Vidaurre Kossmann bedeutet das die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. David List wird 26.

„Ich kann es noch gar nicht glauben, Platz vier und fast noch Platz drei.“ Martin Vidaurre Kossmann hängt im Ziel über seinem Lenker, atmet tief durch und schüttelt den Kopf. In seinem ersten U23-Jahr hat er die Bronze-Medaille von Vital Albin (+2:06) nur um 13 Sekunden verfehlt und seine beste Saisonleistung abgeliefert, obschon alles andere zuvor schon besser war als erwartet. Gleichzeitig hat er in einem aufregenden Rennen damit einen von zwei Olympia-Startplätzen ergattert, die der komplizierte Qualifikations-Modus des Internationalen Olympischen Komitees für Nationen bereit hält, die über die Nationenwertung keine Plätze ergattern.

Das Rennen auf dem 4,1 Kilometer langen Kurs am St. Lorenz-Strom beginnt für Martin Vidaurre Kossmann überhaupt nicht gut. Während sein Teamkollege Max Brandl das Feld an erster Stelle durch die erste Runde führt,
verliert Vidaurre Kossmann durch einen schmerzhaften Sturz erst einmal seine gute Ausgangsposition. Der Chilene sammelt sich aber gleich wieder und fährt von da an ein blitzsauberes und kluges Rennen. „Ich bin schon Vollgas gefahren, aber ich bin mit Köpfchen gefahren und habe immer ein bisschen gespart“, erzählt der 19-Jährige. Zwei Runden vor Schluss kämpft er noch in einer Dreier-Gruppe zwischen Rang neun und elf, doch dann macht sich seine Strategie bezahlt. Ein paar Konkurrenten werden müder, andere holen sich Reifendefekte, Vidaurre Kossmann aber kann sein Tempo noch steigern. Am Ende wird er Vierter und hat damit das Olympia-Ticket in der Tasche. „Es ist unfassbar, dass ich die Quali habe, dabei war der Sturz am Anfang nicht so ganz ohne“, sagt Vidaurre Kossmann.

Max Brandl: Dann hat der Rücken zugemacht
Max Brandl sieht seinen Teamkollegen in der Schlussrunde vor sich, zehn Sekunden sind es noch. Doch dann fällt ihm die Kette runter. Im Ziel gratuliert er seinem Kumpel zu dessen super Ergebnis und feixt. „Wenn mir die Kette nicht runter gefallen wäre, hätte ich dich noch gekriegt“, sagt er lachend. 15 bis 20 Sekunden hat er dabei verloren, am Ende fehlen ihm 16 Sekunden auf den Chilenen. Das passiert etwa 200 Meter vor der Technischen Zone, aber er entscheidet, sie selbst wieder aufzulegen. „Ich weiß, wie ich die wieder drauf kriege und dachte: Ruhe bewahren, das Ding drauf und weiter.“ Trotz dieses Zeitverlusts verbucht er auf der Schlussrunde, gemeinsam mit Sieger Vlad Dascalu (1:19:50) die beste Zeit. Bis dahin allerdings wundert man sich als Beobachter über den Rennverlauf des Deutschen Meisters.

Nach einem guten Start übernimmt Brandl in der ersten von sechs Runden die Regie und führt das Feld an. „In der ersten Runde ging es sehr gut“, erzählt er später, um dann gleich zu erklären, warum er irgendwann nur noch an zwölfter Position unterwegs war: „Dann hat der Rücken zugemacht.“ Sobald Attacken gingen, sobald es intensiver wurde, konnte Brandl nicht mehr mitspielen. Die Rückenverletzung vom Trainingssturz im Val di Sole griff mit langem Arm ins WM-Geschehen ein. „Ich habe jede Runde Wasser auf den Rücken geleert“, erläutert Brandl, wie er versucht das Problem zu bekämpfen. Allerdings verpufft der Effekt jeweils relativ schnell wieder. In der vorletzten Runde scheint es dann aber plötzlich wieder besser zu gehen. „Da wird dann halt nicht mehr so explosiv gefahren“, erklärt Brandl. Er kommt der Verfolgergruppe vor ihm wieder näher, schließt auf und schluckt einen Fahrer nach dem anderen.

In die Karten spielt ihm auch, dass der Däne Simon Andreassen an zweiter Stelle liegend in der Schlussrunde einen Reifendefekt erleidet, wie einige andere Konkurrenten auch. Brandl fährt technisch sauber und kommt ohne Probleme durch. Bei der Überquerung der Ziellinie hebt er die Faust und freut sich über seine Leistung. „Ich kann unter den Bedingungen echt zufrieden sein, ich bin froh, wie das Rennen gelaufen ist. Im Moment bin ich aber zu kaputt, um große Emotionen zu zeigen“, gibt er noch zu Protokoll.

David List: Mit dieser Vorgeschichte zufrieden
Er hätte sich ein Top-20-Ergebnis gewünscht, es wurde Rang 26 (+7:21). „Das ist keine totale Katastrophe, aber auch nichts Überragendes“, ordnete David List sein WM-Ergebnis ein. Der Friedrichshafener, der in Furtwangen studiert, musste den Umständen der vergangenen Wochen, vielleicht auch Monate, Tribut zollen. Zuletzt war es eine Knie-Verletzung, dann noch eine Erkältung, die den Trainingsrhythmus störten und das Ausschöpfen seiner maximalen Möglichkeiten unmöglich machten. List war ordentlich ins Rennen gekommen, fuhr dann von Position 34 nach der Startrunde bis auf 25 nach vorne, doch weiter ging es nicht. Zum Schluss verlor er noch das Duell mit dem Kanadier Quinton Disera um sechs Sekunden. „Schade, nicht ganz die Top 25“, kniff er ein wenig die Lippen zusammen, „aber man kann schon einen Haken dran machen.“ Wenn man das ganze Jahr anschaue, dann sei da halt viel passiert.

Weitere Informationen unter www.lexware-mountainbike-team.de

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