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Deutsche Cross-Country – und Eliminator-Meisterschaften in Lohr am Main-Wombach - Cross-Country - Max Brandl feiert Titel vor heimischer Kulisse - Elisabeth Brandau wiederholt Vorjahres-Erfolg

Bei den Deutschen Cross-Country-Meisterschaften im Lohrer Stadtteil Wombach hat sich mit Max Brandl der 21-jährige Lokalmatador den Titel bei den Herren geholt. Brandl gewann nach 1:18:30 Stunden mit 19 Sekunden vor dem Essener Ben Zwiehoff und 30 Sekunden vor Markus Schulte-Lünzum aus Haltern. Bei den Damen verteidigte Elisabeth Brandau aus Schönaich ihren Titel aus dem Vorjahr in 1:23:24 Stunden mit 1:30 Minuten Vorsprung auf Antonia Daubermann aus Gessertshausen und 3:02 Minuten vor Adelheid Morath aus Freiburg.   

Beim Lokalmatadoren ein paar Tränen. Zum ersten Mal Deutscher Meister in der Elite zu werden und das auch noch vor heimischem Publikum, das berührte Max Brandl dann doch ziemlich. „Ich hatte schon 500 Meter vor dem Ziel Tränen in den Augen“, bekannte Brandl, nachdem er unzählige Umarmungen hinter sich gebracht hatte.  

Das Publikum im Lohrer Stadtteil Wombach geriet ab Runde fünf von sieben aus dem Häuschen. Max Brandl, aus Sendelbach, kaum zehn Minuten von der Rennstrecke aufgewachsen und beim veranstaltenden RV Viktoria aufgewachsen, hatte eine erfolgreiche Attacke gesetzt. Nur die Anfangsoffensive seines Lexware-Teamkollegen Georg Egger (Obergessertshausen) „konnte und wollte“ er nicht mitgehen, ansonsten war er in der Spitzengruppe vertreten und fuhr ein kontrolliertes Rennen. Ben Zwiehoff drückte dem Wettkampf lange seinen Stempel auf, doch er konnte nicht entkommen. Allerdings kostete es erst den Freiburger Martin Gluth (Superior XC), dann Georg Egger den Anschluss. Als es Max Brandl gelang als Erster in eine technische Passage hinein zu gehen, da begann sich die Entscheidung zu entwickeln. Um es mit Ben Zwiehoffs Worten zu sagen: „Max liegen gerade so rutschige Bedingungen und es ist seine Heimstrecke.“ Die Lücke von fünf, sechs Sekunden nutzte Brandl, der freiwillig vorzeitig in die Elite aufgestiegen war, um das Gaspedal durchgedrückt zu lassen. Ich musste mich ein wenig zwingen, mir sagen: Max, es sind noch drei Runden, du musst jetzt keine Energie mehr sparen. Bis dahin bin ich sehr kontrolliert gefahren“, meinte er im Ziel mit einem selbstironischen Grinsen
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Am letzten Anstieg habe er noch mal „ziemlich gelitten“, aber dann seien es ja noch ein paar hundert Meter gewesen. „Unglaublich“, sagte er noch. Es war ein Risiko gewesen in die Elite aufzusteigen, anstatt als Top-Favorit nach dem dritten U23-Titel in Folge zu streben. „Es ist toll, dass unser Training in den vergangenen drei Wochen so gut aufgegangen ist, da freut sich auch mein Trainer drüber“, so Brandl. Ben Zwiehoff zollte Respekt und war nach Bronze 2018 diesmal mit Silber „sehr happy.“ Er habe von Anfang an gute Beine gehabt und meine Leistung ist völlig in Ordnung“, fand er. „Ich bin am Anfang nicht so gut bergab gekommen, am Ende lief es aber besser. Dafür, dass ich mein Training gar nicht so auf die DM ausgerichtet habe, ist das voll okay.“ Zwiehoff war gemeinsam mit Markus Schulte-Lünzum (Bike Way Israel) und Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) in die Schlussrunde gegangen, 25 Sekunden hinter Brandl. Zwiehoff hatte die größten Reserven, riss am Berg eine Lücke und fuhr zu Silber.

Markus Schulte-Lünzum war zwischenzeitlich schon mal etwas zurückgefallen. „Um die Lücke wieder zu schließen, musste ich ein bisschen über meine Verhältnisse fahren. Das hat mir am Ende gefehlt, aber als ich gemerkt habe, dass Mani eine bisschen reißen lässt, habe ich einfach versucht Ben hinterher  zu fahren. Das öffnete die Lücke zu Fumic und brachte dem zweifachen Ex-Meister schließlich Bronze. Ich bin happy, weil ich eine stressige Woche hatte“, kommentierte er. Am Donnerstag habe er an der Uni noch zwei Prüfungen geschrieben.

Damen: Brandau muss am Anfang übers Limit
Bei den Damen startete Sprint-Vizemeisterin Nadine Rieder (Rotwild Factory Team) aus Sonthofen wie gewohnt schnell und übernahm in der verkürzten Startrunde die Führung. Dahinter folgten Adelheid Morath (KS Trek) und Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing). Die Titelverteidigeri  übernahm aber in der folgenden ersten von fünf kompletten Runden die Führung und setzte sich rasch ab. Antonia Daubermann (Stevens-Global Fine Art), die sich als U23-Fahrerin freiwillig der Elite-Konkurrenz gestellt hatte, gelang es im Anstieg erst an Nadine Rieder vorbei zu fahren. „Ich bin dann oben an Adel vorbei gesprintet und vor ihr in den Downhill gegangen“, berichtete Daubermann. In der Abfahrt spielte sie ihre fahrtechnischen Vorteile aus und riss eine kleine Lücke. Eineinhalb Runden lang blieb Adelheid Morath in Schlagdistanz, doch die Ex-Meisterin war nach einer längeren Phase mit gesundheitlichen Problemen noch nicht auf der Höhe ihres Leistungsvermögens. So konnte sie nur ihre Bronze-Position verwalten.

Vorne fuhr Elisabeth Brandau ein einsames Rennen. In der letzten Runde bekam sie zwar Gesellschaft von der alten und neuen U23-Meisterin Ronja Eibl (Corendon-Circus), die eine Minute später gestartet war, doch das kümmerte Brandau wenig. Es ist ja schön, dass wir so starke Nachwuchs-Fahrerinnen haben und dass ich als zweifache Mutter nicht alles bestimmen kann. Hut ab auch vor Antonia, die den Sprung in die Elite gewagt hat und hier ein starkes Rennen gezeigt hat“, erklärte Brandau. „Ich bin happy meinen Titel verteidigt zu haben. Es war hart die erste Runde gegen Nadine zu bestehen, da habe ich fast ein bisschen überzogen. Aber im Weltcup muss ich das auch können.“

Die angesprochene Antonia Daubermann hatte man als Außenseiterin gesehen. Vor allem auch, weil man nicht wusste, wie stark Adelheid Morath nach vierwöchiger Rennpause zurückkommen würde und auch nicht, was Nadine Rieder zwei Tage nach Silber bei der Eliminator-DM drauf haben würde. Die Allgäuerin verlor aber bald den Kontakt und wirkte vergleichsweise müde. Antonia Daubermann fuhr dagegen ein aktives Rennen, nachdem sie schon in der Startrunde einen Sturz überstanden hatte. „Sicher war der Schritt aufzusteigen mutig, aber ich habe mich heute gut gefühlt und bin in den Abfahrten sauber gefahren. Ich konnte mein Tempo fahren und das durchziehen“, meinte eine glückliche Silbermedaillengewinnerin. Adelheid Morath bezeichnete nach ihrem problematischen Frühjahr Bronze als „persönlichen Erfolg, auch wenn es blöd klingen mag.“ Nach dem Weltcup in Nove Mesto sei sie in ein „mentales Loch“ gefallen und habe gemerkt, dass sie körperlich nicht gesund sei. Inzwischen sei die Ursache entdeckt und es gehe aufwärts. „Es war natürlich hart einen Höhepunkt wie die DM als Wiedereinstieg zu nutzen, aber irgendwann muss ich ja anfangen“, meinte Morath.

U23: Dreifach-Sieg für das Team Bulls – Eibl souverän
Simon Schneller aus Oberlengenhardt holte sich in der U23 den Titel. Der Nordschwarzwälder gewann 21 Sekunden vor seinen beiden Bulls-Teamkollegen Niklas Schehl (Braunsbach) und 45 Sekunden vor Leon Kaiser aus Monheim. Es war Junioren-Vizeweltmeister Kaiser, der das Tempo verschärfte und die größere Spitzengruppe auseinander riss. Das ermöglichte Simon Schneller danach ein langes Solo zu seinem ersten Deutschen Meistertitel. Bei den U23-Damen wurde Ronja Eibl (Corendon-Circus) ganz klar ihrer Favoritenstellung gerecht. Nina Benz (Conway Factory Racign) aus Laichingen versuchte nur kurz der Grosselfingerin hinterher zu fahren. Dann wurde das Rennen zu einer Demonstration von Eibl, die am Ende 3:09 Minuten Vorsprung hatte. Bronze ging an Kim Ames (Hirzweiler/Herzlichst Zypern, +4:37).

Junioren: Luisa Daubermann und Lennart Krayer
Im U19-Rennen der Herren hatten die Fahrer am meisten mit dem rutschigen Bedingungen zu kämpfen, die sich nach den Regenfällen vom Vortag bemerkbar gemacht hatten. Lennart Krayer aus Schwetzingen kam gut damit zurecht und holte sich seinen ersten Titel mit 22 Sekunden Vorsprung auf Noah Neff (Untermünkheim) und 1:51 Minuten vor Louis Krauss aus Neckartailfingen. Bei den Juniorinnen war Luisa Daubermann trotz eines Kettendefekts nicht zu schlagen. Das Talent, wie Krayer aus dem jüngeren Jahrgang, fuhr früh auf und davon. Am Ende waren es 2:40 Minuten Vorsprung auf Emma Eydt (Merchweiler) und 4:16 Minuten vor Kira Böhm aus Weilheim/T.

Masters: Titel für Maletz und Lohr
Bereits am Samstag haben Christopher Maletz und Manuel Lohr die ersten Cross-Country-Titel erobert. Am Samstag gewann Maletz in der Masters-Kategorie 1 im Regen souverän mit 1:48 Minuten Vorsprung auf Sebastian Mordmüller aus Remscheid und Tobias Kurz von Radsport Rhein-Neckar. In der Kategorie 2-4 war es Manuel Lohr, der den Vorjahres-Zweiten Jürgen Scholtes erneut auf den Silber-Rang verwies. Bronze ging an Sven Pieper (Grafschaft).  

Ausführliche Berichte zu den Nachwuchs- und Master-Rennen auf rad-net.de

Weitere Informationen unter www.mtb-bundesliga.net


Fotos: Armin M. Küstenbrück / Max Fuchs / Lynn Sigel / Niklas Hartmann - EGO-Promotion
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