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Radquer-Weltcup Bern 2019 - Neue Siegerin, neuer Sieger – und eine grosse Überraschung

Die Niederländerin Annemarie Worst und der  Belgier Eli Iserbyt gewinnen die Eliterennen des Radquer-Weltcups in  Bern. Zur Freude des Heimpublikums entscheidet der Schweizer Kevin Kuhn  das Rennen der U23-Kategorie für sich. Der OK-Präsident zieht ein  positives Fazit, blickt aber in eine ungewisse Zukunft.

Am Sonntagnachmittag kam die Sonne doch noch zum Vorschein – und verlieh  dem Finale des zweiten Radquer-Weltcups in Bern einen würdigen Rahmen.  Für die einzige Irritation in diesem Moment sorgte ausgerechnet Eli  Iserbyt, der Sieger: Unter tosendem Applaus fuhr er ins Ziel –  allerdings nicht jubelnd, sondern mit fragendem Blick. Er war der festen  Überzeugung, dass noch eine Runde zu absolvieren sei. Iserbyt, ein 21-Jähriger aus der Radquernation Belgien, ist so etwas wie  der neue Superstar des Sports. Letztes Jahr hatte er in Bern das  U23-Rennen für sich entschieden, nun gewann er auf Anhieb in der  Elite-Kategorie. Mit Toon Aerts und Michael Vanthourenhout  komplettierten zwei weitere Belgier das Podest. Bern war die dritte Station des diesjährigen Radquer-Weltcups, es war  Iserbyts dritter Sieg. Ein Einstand nach Mass, den er sich genau so  vorgenommen hatte: Schon im Vorfeld hatte er kein Geheimnis daraus  gemacht, dass er sich in den ersten Rennen in besonders herausragender  Form präsentieren wolle. Der Grund: Es war früh klar, dass die  Dominatoren der letzten Saison, der Niederländer Mathieu van der Poel  und der Belgier Wout van Aert, später als üblich ins Wettkampfgeschehen  eingreifen würden. Van Aert war bei der Tour de France im Sommer schwer  gestürzt, van der Poel erholt sich von der langen Strassensaison.
 
Kein Schweizer Top-20-Platz
Auch im Eliterennen der Frauen gab es eine grosse Abwesende: die  letztjährige Gewinnerin Marianne Vos. Es siegte die 23-jährige Annemarie  Worst, als Niederländerin eine Landsfrau der Radsport-Überfliegerin Vos  – sie entschied das Rennen 33 Sekunden vor Ceylin Alvarado, einer  weiteren Niederländerin, und 56 Sekunden vor der Britin Anna Kay.  Letztes Jahr hatte Worst in Bern Platz 2 belegt, wie Eli Iserbyt hat sie  ihr Können in der Vergangenheit schon in der U-23-Kategorie bewiesen:  2017 wurde sie Weltmeisterin. Mit Noemi Rüegg klassierte sich die beste Schweizerin auf Platz 40. Auch  den Schweizer Männern gelang im Eliterennen der Sprung in die Top 20  nicht, allerdings deutlich knapper, Rüeggs älterer Bruder Timon fuhr auf  Platz 21. Mit Lukas Flückiger (Platz 26) und Marcel Wildhaber (Platz  29) schafften es zwei weitere Landsleute in die Top 30.
 
Start-Ziel-Sieg für Kevin Kuhn
Für die grosse Überraschung sorgte Kevin Kuhn. Der 21-jährige Zürcher  gewann das U23-Rennen am Sonntagmittag 6 Sekunden vor dem  niederländischen Meister Ryan Kamp und 26 Sekunden vor dem Schweizer  Meister Loris Rouiller. Es war Kuhns erster Weltcup-Sieg, überhaupt der erste eines Schweizers  in dieser Kategorie, weshalb man den Erfolg kaum hoch genug einschätzen  kann. Das Gleiche gilt für Kuhns Mut, sich unmittelbar nach dem  Startschuss an die Spitze des Feldes zu setzen, vor allen Belgiern und  Niederländern, mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er es schon  immer so getan. Als Erster ging er in die erste Kurve, sein Vorsprung betrug mal 20, mal  bloss 10 Sekunden, aber Kuhn kämpfte sich durch. Auf den letzten zwei  von sechs Runden hatte er zu beissen, wie er nach dem Rennen gestand,  sichtlich bewegt noch von den Freudentränen, die ihn beim Zieleinlauf  übermannt hatten – aber das heimische Publikum trug ihn ins Ziel. «Es  war schön, so viele Fans am Streckenrand zu wissen», sagte Kuhn.

Positives Fazit…
Der OK-Präsident Christian Rocha ist zufrieden mit dem Wochenende. Wie  bei der Premiere vor einem Jahr besuchten allein am Sonntag etwa 7000  Zuschauerinnen und Zuschauer das Wettkampfgelände beim Freibad  Weyermannshaus im Osten Berns. Für zusätzliches Spektakel sorgte dieses  Jahr das bis Samstagabend nasse Wetter: Das Terrain war extrem  anspruchsvoll, an vielen Stellen rutschig und morastig. Auch die vielen Side-Events erfreuten sich grosser Beliebtheit,  ebenfalls das Streetfoodfestival und die verschiedenen Aussteller.  Besser als erwartet lief der Verkauf der Support-Bändeli, fast 3000  Stück gingen weg. Das Team um Rocha hatte gehofft, damit im besten Fall  das budgetierte Minus von 15'000 Franken decken zu können. Nun schaut  ein kleiner Gewinn heraus, der gerade reichen sollte, den Verlust vom  Vorjahr wettzumachen.
 
… unklare Zukunft
Trotzdem blickt Rocha in eine ungewisse Zukunft. Der Radweltverband UCI  hat vor wenigen Tagen kommuniziert, dass der Radquer-Weltcup ab nächster  Saison 16 statt wie bisher 9 Stationen beinhalten soll, davon allein 8  Rennen in Belgien. Von Oktober bis Ende Januar wird es also nahezu kein Weltcup-freies  Wochenende mehr geben, was sich erstens negativ auf die ebenfalls von  Rocha organisierte EKZ CrossTour auswirken könnte. Zweitens ist zu  befürchten, dass nicht mehr bei allen Weltcups alle Stars vertreten  sind, vor allem die nichtbelgischen Teams fürchten, dass dafür das  Budget fehlt. Rocha kritisiert, dass hinsichtlich des neuen Formats so ziemlich alles  unklar ist: «Ich weiss bis heute nicht, welche Bedingungen nächstes Jahr  an Weltcup-Veranstalter gerichtet werden – das macht die Planung extrem  schwierig. Zurzeit ist ungewiss, ob der Radquer-Weltcup in Bern noch  einmal stattfinden kann.»

Fotos: Steffen Müssinggang, Sam Buchli,

Weitere Informationen unter www.ekz-crosstour.ch

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