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MTB - Weltcupauftakt in Brasilien: Schurter wird endgültig zur Legende

Der erste Mountainbike-Weltcup dieser Saison ist Geschichte – und hinterlässt bleibende Spuren! Vor 35.000 Zuschauern im brasilianischen Petropolis gelang es dem Schweizer Nino Schurter nach drei Jahren ohne einen Weltcupsieg die Rekordzahl an gewonnen Weltcuperfolgen von 33 Stück zu erreichen und somit seinen Legendenstatus zu manifestieren. Nicht minder emotional war der Triumph von Rebecca McConnell, die erstmalig in ihrer Karriere auf das oberste Podest eines Weltcuprennens kletterte und nach dem außergewöhnlichen Erfolg ihres Ehemanns Dan McConnell im Albstädter Bullentäle 2013 zum ersten Mal wieder ein Weltcupsieg für Australien einfuhr.

Im Wohnzimmer des brasilianischen Top-Stars Henrique Avancini gastierte der Mercedes Benz UCI Mountainbike Weltcup erstmals im Jahr 2022: In Petropolis, rund 80 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro gelegen, wurde in den vergangenen Jahren ein regelrechtes „Bike-Mekka“ etabliert, das nun zum Schauplatz des ersten Aufeinandertreffens der internationalen Top-Stars der Szene wurde. Alle Größen – mit Ausnahme der Fahrer, die vermehrt auch im Straßenradsport aktiv sind, wie Mathieu van der Poel, Tom Pidcock, Milan Vader und Victor Koretzky – waren in der Heimatstadt von Henrique Avancini am Start. Besonders bemerkenswert: Mehr als 35.000 brasilianische Fans strömten an die Rennstrecke und sorgten für eine atemberaubende Stimmung vor Ort.

Short Track: Spannung pur bis auf die letzten Meter
Wie aus den Vorjahren bekannt, eröffnete die Short Track-Disziplin mit ihrem kurzen 20-minütigen Rennformat am Freitagabend das Rennwochenende. Einmal mehr bot die 2018 neu in den Weltcup integrierte Disziplin Spannung bis auf die letzten Meter. Bei den Damen konnte sich an der letzten Steigung des Tages die Französin Pauline Ferrand-Prévot an die Spitze setzen und zum Sieg fahren. Der Triumph der BMC-Fahrerin kam dabei etwas überraschend, da die amtierende Cross-Country-Europameisterin erst zwei Wochen zuvor noch beim 8-tägigen Cape Epic unterwegs war. Im Feld der Herren jubelte der Südafrikaner Alan Hatherly, der sich in einem nicht minder spannenden Rennen auf den letzten Metern vor dem Ziel im Sprint am Führenden Thomas Litscher aus der Schweiz vorbeischob. Aus deutscher Sicht konnte der Nürtinger Luca Schwarzbauer mit dem 10. Rang glänzen, der ihm eine gute Startposition für das folgende Cross-Country-Rennen verschaffte.

Cross-Country Herren: Schurter stürmt unwiderstehlich zum 33. Weltcupsieg
Zwei Tage später war es schließlich der neunfache Cross-Country-Weltmeister Nino Schurter, der sich ins Rampenlicht der Mountainbike-Welt hievte. In einem äußerst dramatischen Rennen ließ er den Franzosen Maxime Marotte und den Rumänen Vlad Dascalu hinter sich und jubelte über den 33. Weltcupsieg in seiner Karriere: Eine sehr besondere Zahl, denn damit zieht Schurter in der ewigen Bestenliste im Hinblick auf die Anzahl gewonnener Weltcuprennen gleich mit Julien Absalon. Über drei Jahre lag Schurters letzter Weltcuperfolg zurück: Mehrfach scheiterte der Eidgenosse nur knapp daran, diesen historischen 33. Weltcupsieg einzufahren, wie zum Beispiel im Vorjahr in Albstadt als ihm der Franzose Victor Koretzky im Sprintfinish den Sieg noch wegschnappte.

Umso emotionaler fiel schließlich die Reaktion von Schurter aus, der im Ziel sein Glück kaum fassen konnte. Dabei war er über das gesamte Rennen hinweg stets Herr der Lage und immer an der Spitze vertreten. Die drei Erstplatzierten Fahrer blieben bis zuletzt gemeinsam an der Spitze, sodass es am letzten Anstieg zum packenden Showdown kam: Maxime Marotte setzte sich dabei an die Spitze und schien bereits wie der sichere Sieger. Erst auf den allerletzten Metern vor dem Ziel saugte sich Schurter im Windschatten heran und schoss vorbei. Marotte blieb somit der in diesem Fall etwas undankbare zweite Rang, Vlad Dascalu wurde Dritter.  

Der deutsche Hoffnungsträger Luca Schwarzbauer konnte nach seinem verheißungsvollen Short Track-Rennen nicht an die Top 10-Platzierungen der letzten Weltcuprennen in der vergangenen Saison anknüpfen. Der Canyon-Pilot litt insbesondere unter den tropischen Bedingungen im brasilianischen Regenwald und kam schließlich nicht über den 45. Rang hinaus. Bester Deutscher in Petropolis war Julian Schelb auf Position 30.

Cross-Country Damen: McConnell mit dem größten Stehvermögen
Ähnlich wie im Rennen der Herren bestimmten drei Protagonistinnen das Geschehen in der Frauenkonkurrenz an der Spitze: Zu Beginn setzte sich die Französin Loana Lecomte solo ab und schien auf dem besten Wege wie im vergangenen Jahr bei den ersten Rennen uneinholbar auszureißen. Erinnerungen an den Weltcup-Auftakt in Albstadt wurden wach, bei dem Lecomte in besonders beeindruckender Art und Weise die Konkurrentinnen mit fast einer Minute Vorsprung distanzierte.

Doch im Gegensatz zum Rennen damals schafften es die beiden Fahrerinnen Rebecca McConnell (Australien) und Anne Terpstra (Niederlande) den Abstand zur Spitze in Grenzen zu halten und schließlich zur Rennhälfte nach einem Fahrfehler von Lecomte aufzuschließen. Die Niederländerin Terpstra nutzte die Gunst der Stunde und jagte unmittelbar an die Spitze: Bis zu 20 Sekunden Vorsprung konnte sie infolgedessen auf Lecomte und McConnell herausfahren und schien somit auf dem besten Weg den zweiten Weltcuperfolg in ihrer Karriere einfahren zu können. Doch Terpstra verließen auf den letzten beiden Runden die Kräfte, sodass Rebecca McConnell wieder Anschluss finden konnte und mit dem größeren Stehvermögen schließlich noch vorbeizog. Mit 17 Sekunden Vorsprung fuhr sie zu ihrem ersten Weltcupsieg vor Anne Terpstra, 38 Sekunden später fuhr Loana Lecomte auf Position drei ein.

Auf den Rängen vier und fünf folgte ein österreichischer Doppelpack bestehend aus den beiden Top-Talenten Laura Stigger und Mona Mitterwallner. Die Mitfavoritinnen Jolanda Neff aus der Schweiz und Evie Richards aus Großbritannien mussten kurzfristig krankheitsbedingt passen. Einzige deutsche Fahrerin am Start war Nadine Rieder: Die Allgäuerin belegte nach einem soliden Rennen den 14. Rang. Die Albstädter Lokalmatadorin Ronja Eibl verzichtete auf eine Reise nach Brasilien und bereitet sich hierzulande auf den europäischen Weltcupauftakt in Albstadt vor.

Cross-Country U23: Favorit*innen werden ihren Rollen gerecht
Auch in der U23-Nachwuchsklasse ging es in Petropolis um die ersten Weltcuppunkte der Saison. Insbesondere im Nachwuchsbereich impliziert das erste Rennen des Jahres eine große Ungewissheit über die Kräfteverhältnisse an der Spitze des Feldes, da ältere Fahrerinnen und Fahrer in die Eliteklasse aufsteigen und gleichzeitig jüngere aus dem Juniorenbereich neu hinzukommen. Siegreich waren in Brasilien bei den Damen die Französin Line Burquier und bei den Herren Martin Vidaurre Kossmann aus Chile. Beide galten im Vorfeld als mögliche Favorit*innen auf den Sieg: Burquier ist die Juniorenweltmeisterin aus dem Vorjahr, Vidaurre der amtierende Weltmeister in der U23-Klasse. Beide gelten somit unweigerlich auch als Top-Favorit*innen für die U23-Wettkämpfe im Albstädter Bullentäle vom 06. bis 08. Mai.

Fotos: (c) Stadt Albstadt / EGO-Promotion Sebastian Sternemann / Ralph Schäuble / Lynn Sigel

Weitere Informationen unter www.bikezone-albstadt.de

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