pd-f pressedienst fahrrad - Was Radfahrende bei einem Sommergewitter tun sollten
Eine Radtour im Sommer kann schnell mal ins Wasser fallen. Ein kräftiges Sommergewitter macht dabei nicht nur nass, sondern kann auch gefährlich werden. Neben einem Blitzschlag sind auch Starkregen und Sturmböen eine Gefahr für Radfahrende. Der pressedienst-fahrrad gibt einige Tipps, wie man einen Gewitterschauer während der Radtour möglichst sicher übersteht.
Sommergewitter treten meist gegen Spätnachmittag und abends auf. Deshalb lohnt es sich, die Fahrradtour in die Morgenstunden zu verlegen. „Dann ist nicht nur das Risiko geringer, in einen Gewitterschauer zu kommen, sondern die Temperaturen sind auch ein wenig angenehmer“, sagt der begeisterte Bikepacker Peter Wöstmann, Pressesprecher beim Taschenhersteller Ortlieb. Ansonsten ist der regelmäßige Blick auf eine Wetter-App ratsam und auch ein Blick in den Himmel kann helfen: Bei gering bewölktem Himmel türmen sich Gewitterwolken in die Höhe und haben im Frühstadium die Form eines Blumenkohls. Außerdem kündigt sich ein Gewitter durch grummelnden Donner an. Wenn Donner zu hören ist, ist das Gewitter weniger als zehn Kilometer entfernt. Für eine genauere Bestimmung kann man die Sekunden zwischen Blitz und Donner abzählen. Diese Zahl teilt man dann durch drei und kommt so auf die Entfernung des Gewitters in Kilometern. Schall legt nämlich rund 333 Meter pro Sekunde zurück, also einen Kilometer in drei Sekunden.
Tour ändern und Unterschlupf suchen
Wenn das Gewitter sich also nähert, heißt es, die Tour anzupassen und einen Unterschlupf zu finden! Ideal ist es, möglichst rechtzeitig Schutz in einem Haus mit Blitzableiter oder unter einer Stahlbetonbrücke zu suchen. „Die Routenplanung sollte deshalb immer Schutzplätze oder Umkehrpunkte berücksichtigen. So kann man bei einem aufziehenden Gewitter schnell reagieren und sicheren Unterschlupf finden“, rät Anke Namendorf, Brand Managerin beim Fahrradhersteller Koga. Im Notfall bieten Schutzhütten, Bushaltestellen oder Vordächer Schutz vor Regen. Wenn man dem Gewitter nicht ausweichen kann, sollte man auf keinen Fall einzelne Bäume als Unterstand nutzen. Diese stellen einen hohen Punkt dar und ziehen dadurch verstärkt Blitze an. Auch hohe Masten mit Metallanteil sind tunlichst zu meiden, da sich die Metallteile als Leiter erweisen können. Wer durch einen Wald fährt, ist zwar vor Blitzeinschlägen besser geschützt, kann hier aber durch herabfallende Äste verletzt werden. Deshalb sind Wälder bei einem Gewitter auch kein optimaler Aufenthaltsort. Auch die Fahrbahn gilt es zu verlassen, da weitere Risiken drohen: Gerade bei Starkregen ist die Sicht von Autofahrenden stark beeinträchtigt und Radfahrende können schnell übersehen werden – vor allem, wenn sie kein Rücklicht haben.
Nicht jeder Platz ist auch sicher
In den Bergen sollte man die Gipfel meiden. Höhlen bieten sich zwar auf den ersten Blick als schlauer Unterschlupf an, können aber gerade bei Starkregen oder Steinschlag schnell zur Falle werden. Auch von Felsvorsprüngen ist abzuraten, denn hier können herabfallende Steine zu Verletzungen führen. Um Seen und Flüsse ist ebenfalls ein Bogen zu machen, da Wasser Blitze anzieht. In den Bergen stellen kleine Bachläufe oder ausgetrocknete Bachbetten eine Gefahr dar, da sie bei Starkregen schnell zu reißenden Flüssen werden können. Wer keinen sicheren Unterstand findet und im freien Feld das Vorbeiziehen des Gewitters abwarten muss, sollte sich zumindest einen tiefen Punkt suchen. Dort geht man in die Hocke, legt die Arme an und macht sich insgesamt klein. Wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, darf man nicht beieinanderstehen oder sich berühren, sondern sollte Abstand halten. Ein Regenschutz, z. B. eine Regenjacke, hilft, zumindest den Oberkörper trocken zu halten.
Fahrrad zur Seite stellen
Obwohl ein Fahrrad gummierte Griffe und Reifen hat, bietet es, anders als ein Auto, keine ausreichende Isolierung, um gegen Blitzeinschlag gut zu schützen. Ein Fahrrad ist somit kein Faradayscher Käfig, sondern das Gegenteil: Die Metallteile dienen als Leiter. Blitze werden zwar nicht angezogen, aber geben bei einem Einschlag den Strom besser weiter, was zu üblen Verbrennungen führen kann. „Man sollte sich deshalb bei einem Gewitter immer mindestens zehn Meter vom Rad entfernen“, rät Stefan Stiener, Geschäftsführer des Reiseradherstellers Velotraum, und ergänzt: „Elektronische Teile, z. B. Displays von E-Bikes oder elektronische Schaltungen, sollten ausgeschaltet und wenn möglich abgenommen werden, damit keine weiteren Schäden entstehen.“ Am schlausten sei es, die elektronischen Komponenten in einer wasserdichten Tasche zu verstauen und etwas entfernt vom Rad und sich selbst auf den Boden zu legen.
Auch nach dem Gewitter: Safety first!
Ist das Gewitter vorbeigezogen, heißt es: kein Risiko eingehen, sondern erst mal abwarten. Rund 30 Minuten kann es nach dem letzten Blitz und Donner dauern, bis die Gefahr endgültig vorüber ist. Man sollte dann nicht den Fehler machen und die Radtour in Zugrichtung des Gewitters weiterführen, sondern sich in die Gegenrichtung bewegen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass nach Starkregenereignissen Bäche Straßen und Wege überfluten können. Auch muss man verstärkt auf herabgefallene Äste achten, welche die Wege versperren können.
Thomas Geisler | pressedienst-fahrrad
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