Comeback Mathias Flückiger - Von schlimmster Zeit seines Lebens zurück ins Renngeschehen
Der Schweizer Mountainbiker Mathias Flückiger ist nach über einem halben Jahr erstmals an die Öffentlichkeit getreten. Er erzählte seine belastende Geschichte. Und der Olympiazweite zeigte zusammen mit seinem Beraterteam auf, weshalb es wissenschaftlich und juristisch gar nie zu einem «Dopingfall» hätte kommen dürfen.
«Ich muss befreit auf den Rennplatz gehen können»
Der ehemalige Weltcupgesamtsieger gibt am 19. März 2023 am Schweizer Saisonauftaktrennen im aargauischen Gränichen sein eigentliches Comeback. Seinen Formstand testete er bereits am 26. Februar in Spanien, wo er in Banyoles als Sechster über die Ziellinie fuhr. «Damit ich als Athlet befreit auf den Rennplatz gehen kann, muss ich zuvor meine Geschichte erzählen und wichtige Fakten zum Fall präsentieren. Es geht mir nicht darum, zu urteilen oder zu verurteilen. Ich will aufzeigen, dass mein Fall zu einem Dopingfall wurde, obwohl es nie einen hätte werden dürfen.»
Mit seinem Anwalt, Dr. Thilo Pachmann, und seinem wissenschaftlichen Berater, Dr. phil. nat. Matthias Kamber, rekapitulierte Flückiger den Fall chronologisch. Sie belegten zentrale Punkte teilweise mit Auszügen aus Originaldokumenten:
- Das Dopinglabor Lausanne informierte Swiss Sports Integrity (SSI) am 11. Juli 2022 (fünf Wochen nach Probe an Schweizer Meisterschaften in Leysin) über ein «Atypical Finding» von 0.3 ng Zeranol. Es wies SSI darauf hin, dass dieses Testresultat auf eine Lebensmittelverunreinigung hindeuten könnte.
- Statt wie von der Welt-Anti-Doping-Angentur (Wada) vorgeschrieben, leitete SSI nicht sofort das entsprechende Verfahren ein, sondern recherchierte fünf Wochen lang, wie dieses Resultat zu deuten sei. Am 18. August 2022 sprach die SSI dann eine provisorische Sperre gegen Flückiger aus.
- Die Disziplinarkammer von Swiss Olympic (DK) bewertete dieses Vorgehen in ihrem Urteil vom 17. Dezember 2022 als Fehler. Die Stakeholder Notice der Wada sei in jedem Fall verbindlich. Die DK hob die provisorische Sperre auf, weil diese aufgrund des «Atypical Finding» nie hätte ausgesprochen werden dürfen.
- Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass Zeranol als Dopingmittel verwendet wird. Zeranol unterscheidet sich grundsätzlich von bekannten, in Sportkreisen benutzten Anabolika (wie etwa Clenbuterol und Nandrolon).
- Es gibt viele mögliche Ursachen für die Kontamination. Kamber zeigte auf, dass solche immer wieder vorkommen. Gerade deshalb hat die Wada die Stakeholder Notice eingeführt wurde, um den Umgang mit Kontaminationen klar und fair zu regeln.
- Am 10. Februar 2023 befragte SSI Flückiger. Hauptgegenstand war, wie es zu einer Kontamination hätte kommen können.
«Ich hoffe auf schnelle Lösung des Falls»
An eine Rückkehr in den Rennzirkus dachte Flückiger lange nicht: «Für mehrere Monate wusste ich überhaupt nicht, ob ich je in den Spitzensport zurückkehren möchte. Wettkämpfe waren nicht
nur in weiter Ferne, sie waren für mich inexistent. In dieser Zeit lebte ich von Tag zu Tag. Der Moment zählte. Es gab keine Zukunft, nur das Jetzt.»
Flückiger machte sich Gedanken zum System: «Was mir widerfahren ist, kann jeder Schweizer Sportlerin und jedem Schweizer Sportler passieren. Es darf kein zweites Schicksal wie meines geben. Deshalb hoffe ich, dass es zu meinem Fall eine unabhängige Untersuchung gibt, woraus die notwendigen Schlüsse gezogen werden.»
«Ich möchte einfach das tun, was ich am liebsten tue: Mountainbiken!»
Abschliessend hielt Flückiger fest: «Ich möchte einfach das tun, was ich am liebsten tue: Mountainbiken! Mit uneingeschränkter Leidenschaft und mit uneingeschränkter Freude.»
Weitere Informationen unter www.rnracingteam.ch