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Comeback Mathias Flückiger - Von schlimmster Zeit seines Lebens zurück ins Renngeschehen

Der Schweizer Mountainbiker Mathias  Flückiger ist nach über einem halben Jahr erstmals an die Öffentlichkeit  getreten. Er erzählte seine belastende Geschichte. Und der  Olympiazweite zeigte zusammen mit seinem Beraterteam auf, weshalb es  wissenschaftlich und juristisch gar nie zu einem «Dopingfall» hätte  kommen dürfen.

«Von einer Sekunde auf die andere war alles weg. Alles, was ich, meine  Familie und mein Team aufgebaut und erreicht hatten. Meine Welt brach am  18. August 2022 in München zusammen. Ich durchlebte die mit Abstand  schlimmste Zeit meines Lebens», eröffnete Flückiger die Medienkonferenz  im Haus des Sports in Ittigen. Der 34-jährige Oberaargauer ergänzte:  «Ich bin stolz, welche Hürden mein Team und ich im letzten halben Jahr  gemeinsam genommen und was wir bis zum heutigen Tag erreicht haben.»

«Ich muss befreit auf den Rennplatz gehen können»
Der ehemalige Weltcupgesamtsieger gibt am 19. März 2023 am Schweizer  Saisonauftaktrennen im aargauischen Gränichen sein eigentliches  Comeback. Seinen Formstand testete er bereits am 26. Februar in Spanien,  wo er in Banyoles als Sechster über die Ziellinie fuhr. «Damit ich als  Athlet befreit auf den Rennplatz gehen kann, muss ich zuvor meine  Geschichte erzählen und wichtige Fakten zum Fall präsentieren. Es geht  mir nicht darum, zu urteilen oder zu verurteilen. Ich will aufzeigen,  dass mein Fall zu einem Dopingfall wurde, obwohl es nie einen hätte  werden dürfen.»

Mit seinem Anwalt, Dr. Thilo Pachmann, und seinem wissenschaftlichen  Berater, Dr. phil. nat. Matthias Kamber, rekapitulierte Flückiger den  Fall chronologisch. Sie belegten zentrale Punkte teilweise mit Auszügen aus Originaldokumenten:

  • Das  Dopinglabor Lausanne informierte Swiss Sports Integrity (SSI) am 11.  Juli 2022 (fünf Wochen nach Probe an Schweizer Meisterschaften in  Leysin) über ein «Atypical Finding» von 0.3 ng Zeranol. Es wies SSI  darauf hin, dass dieses Testresultat auf eine Lebensmittelverunreinigung  hindeuten könnte.
  • Statt  wie von der Welt-Anti-Doping-Angentur (Wada) vorgeschrieben, leitete  SSI nicht sofort das entsprechende Verfahren ein, sondern recherchierte  fünf Wochen lang, wie dieses Resultat zu deuten sei. Am 18. August 2022  sprach die SSI dann eine provisorische Sperre gegen Flückiger aus.
  • Die  Disziplinarkammer von Swiss Olympic (DK) bewertete dieses Vorgehen in  ihrem Urteil vom 17. Dezember 2022 als Fehler. Die Stakeholder Notice  der Wada sei in jedem Fall verbindlich. Die DK hob die provisorische  Sperre auf, weil diese aufgrund des «Atypical Finding» nie hätte  ausgesprochen werden dürfen.
  • Es  gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass Zeranol als  Dopingmittel verwendet wird. Zeranol unterscheidet sich grundsätzlich  von bekannten, in Sportkreisen benutzten Anabolika (wie etwa Clenbuterol  und Nandrolon).
  • Es  gibt viele mögliche Ursachen für die Kontamination. Kamber zeigte auf,  dass solche immer wieder vorkommen. Gerade deshalb hat die Wada die  Stakeholder Notice eingeführt wurde, um den Umgang mit Kontaminationen  klar und fair zu regeln.
  • Am 10. Februar 2023 befragte SSI Flückiger. Hauptgegenstand war, wie es zu einer Kontamination hätte kommen können.

«Ich hoffe auf schnelle Lösung des Falls»
An eine Rückkehr in den Rennzirkus dachte Flückiger lange nicht: «Für  mehrere Monate wusste ich überhaupt nicht, ob ich je in den Spitzensport  zurückkehren möchte. Wettkämpfe waren nicht
nur in weiter Ferne, sie  waren für mich inexistent. In dieser Zeit lebte ich von Tag zu Tag. Der  Moment zählte. Es gab keine Zukunft, nur das Jetzt.»

Rund zweieinhalb Wochen vor dem Swiss Bike Cup-Rennen ist Flückiger  zuversichtlich, was das Urteil in seinem Fall anbelangt. Doch die  Ungewissheit, wie lange es noch dauert, ist äusserst belastend. «Ich  hoffe sehr, dass die zuständigen Instanzen meinen Fall so schnell wie  möglich abschliessen. Erst dann bin ich diese ständige, teilweise kaum  aushaltbare Last endlich los.»

Flückiger machte sich Gedanken zum System: «Was mir widerfahren ist,  kann jeder Schweizer Sportlerin und jedem Schweizer Sportler passieren.  Es darf kein zweites Schicksal wie meines geben. Deshalb hoffe ich, dass  es zu meinem Fall eine unabhängige Untersuchung gibt, woraus die  notwendigen Schlüsse gezogen werden.»

«Ich möchte einfach das tun, was ich am liebsten tue: Mountainbiken!»
Abschliessend hielt Flückiger fest: «Ich möchte einfach das tun, was ich  am liebsten tue: Mountainbiken! Mit uneingeschränkter Leidenschaft und  mit uneingeschränkter Freude.»  

Weitere Informationen unter www.rnracingteam.ch

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