LEXWARE MOUNTAINBIKE TEAM - Carla Hahn sichert sich bei der EM die Bronzemedaille im Short Track der Klasse U23
"Es schaut hier mit den ganzen Bergen aus wie bei uns in den Alpen", sagt Carla Hahn (Foto oben), "echt schön und cool". An einem kleinen, für Radsportler jedoch wesentlichen Detail wird schnell klar, dass es nicht hierzulande sein kann: "Die Straßenhunde hier sind echt gechillt. Die juckt es nicht, wenn wir mit unseren Bikes vorbeifahren." Die 18-Jährige vom Lexware Mountainbike Team hat am ersten Tag der Europameisterschaft in Cheile Grădiștei, einem Skiresort auf 1300 Metern in den rumänischen Südkarpaten, im Short-Track-Rennen der U-23-Frauen die Bronzemedaille gewonnen.
"Ich habe mir eine Medaille erhofft, erwartet habe ich sie nicht." Ihre Teamkollegin Antonia Weeger wurde Zehnte. Unglücklich verlief das Short Race der Männer für Max Brandl vom Lexware Team, das seinen Sitz im Dreisamtal und Hochschwarzwald hat. An zweiter Stelle liegend fing sich der deutsche Doppelmeister im tiefen Schlamm einen platten Vorderreifen ein und stürzte als Folge davon in einer Kurve vor der Zielgeraden: "Das ist ärgerlich und enttäuschend, einfach sehr schade, weil ich mich gut gefühlt habe". Statt der möglichen Medaille: Rang 15 für Brandl. Teamkollege Benjamin Krüger erkämpfte sich in der Klasse U23 den achten Platz. Die deutsche Staffel mit den Lexware-Teammitgliedern Nina Benz, David List und Lennart Krayer wurde EM-Fünfter. Zwei Plattfüße und ein Crash warfen das Sextett zu weit zurück, um in den Medaillenkampf eingreifen zu können.
Short Track: Dritter Platz mit Überraschungs-Effekt
Short Track ist das Lieblingsmetier von Carla Hahn, "weil ich gut starten kann". Schon in den Qualifikationsläufen für das Short-Track-Finale, Heats genannt, hatte sie sich "den perfekten Startplatz" fürs Finale ausgeguckt, um aus der dritten Startreihe anfangs gleich an möglichst vielen Konkurrentinnen vorbeizuziehen. So fand sie sich im gemeinsamen Feld von Elite und U23 zunächst auf dem sechsten Platz wieder, musste dann aber erkennen, "dass das Tempo der Elitefahrerinnen doch einen Ticken zu schnell ist". Hahn war anschließend mal Zwölfte, dann 15. und im Ziel 13. des Gesamtfeldes, ihre Position in der U23 sei für sie während des Rennens nicht wirklich klar gewesen. Ein dritter Platz mit Überraschungseffekt. "Ich bin mega happy. Es war eine Schlammschlacht, die Spaß gemacht hat." Es ist Hahns erste Saison in der vier Jahrgänge umfassenden U-23-Nachwuchsklasse.
Auch Antonia Weeger war happy. Zum einen, weil sie sich fürs Finale qualifizieren konnte. Andererseits lieferte sie mit dem zehnten Platz eine solide Performance ab. "Es war richtig anstrengend", erzählt die 19-Jährige, "schade, dass ich vor einem Anstieg weggerutscht bin. Ich musste dann dann das Rad den Berg hochschieben." Das habe einige Plätze gekostet.
Max Brandl: "Ich habe mich da vorne wohlgefühlt"
"Es ist einfach zum Mäusemelken, wie die Dinge derzeit laufen", sagt Max Brandl und fährt fort: "Seit wir hier sind, habe ich mich von den Beinen her sch... gefühlt. Beim Grundlagen-Ride vorgestern, beim Rollen morgens und auch in den Short-Track-Qualirennen. Und plötzlich ist alles ganz anders." Das habe er schon vor dem Start gespürt. Beim Warmfahren. Gute Beine, gutes Gefühl. Nach einem "sehr guten Start" lag er Mitte der ersten Runde auf dem zweiten Platz. "Ich habe mich da vorne wohlgefühlt. In konnte entspannt in den Top Fünf mitfahren." Aus Wohlbehagen wurde jedoch Unbehagen: Im undurchsichtigen Schlamm fing sich der 26-Jährige einen Vorderrad-Defekt ein, wollte auf dem platten Reifen rollend die Tech-Zone erreichen und stürzte dann in der Kurve vor der Zielgeraden. Anschließend Laufradwechsel. Als sein Bike wieder fahrtüchtig war, lag er auf Position 35. "Ich war quasi Letzter." "So wie der Julian gefahren ist, hätten wir vielleicht auch zwei Medaillen holen könnten", mutmaßt Brandl, nachdem sein deutscher Teamkollege Julian Schelb das Rennen als Vize-Europameister beendet hat. "Ich muss aber damit zufrieden sein, von Rang 35 auf 15 vorgefahren zu sein", sagt Brandl. Die Enttäuschung überwiegt, weil sehr viel mehr möglich gewesen wäre.
Benjamin Krüger absolviert sein zweites Jahr in der U23, auf viel Short-Track-Erfahrung kann er noch nicht zurückgreifen. "Ich weiß noch nicht so richtig, wie man in diesen kurzen Rennen reinhalten muss", sagt der 20-Jährige, "hier und da hätte ich schon noch das eine oder andere besser machen und aggressiver fahren können". Rang 21 bei der Elite "das passt, findet Krüger, "und Achter bei der U23 hört sich doch gut an". In der Schlussphase hatte er noch einige unverbrauchte Körner, es bot sich aber keine Gelegenheit mehr, sie einzusetzen: Das Rennen war zu Ende. "Es hätte ruhig eine Runde länger sein dürfen, denn am Schluss bin ich noch zu ein paar U-23-Fahrern aufgefahren, konnte sie aber nicht mehr überholen."
"Ich habe mich heute nicht so gut gefühlt wie gestern in der Qualifikation", sagt Ole Jan Riesterer vom Lexware Team nach Rang 24 im Short-Track-Rennen der Junioren. "Ich bin beim Start zwar gut weggekommen", erzählt der 17-Jährige, der dem jüngeren Junioren-Jahrgang angehört, "habe dann aber die Plätze wieder verloren. Es war echt hart, aber eine sehr interessante Erfahrung."
Staffel: Nach zwei Plattfüßen und einem Crash wird das deutsche Team Fünfter
"Ich habe mich gefreut, dass es mit dem Staffelrennen auch für uns endlich losging", sagt Nina Benz, "genug gechillt hier oben in diesem Skidorf-ähnlichen Gebiet". Eine Stunde vor dem Staffelrennen haben sich noch zwei Bären auf der Strecke herumgetrieben, "die wurden dann gekonnt verjagt", erzählt Nina Benz. Die Reihenfolge der Aufstellung in den Staffeln ist jeder Nation selbst überlassen, was taktisch einige Möglichkeiten bietet. Vorgabe ist lediglich, dass jeweils eine Fahrerin und ein Fahrer der Klassen U19, U23 und Elite eingesetzt werden müssen. Das deutsche Team wählte eine offensive Variante mit Elitefahrer David List auf Position eins. "Am Start habe ich nicht die beste Linie erwischt", erzählt der 24-Jährige, "bis zum höchsten Punkt war ich jedoch schon auf Position zwei vorgefahren". Im Rockgarden passierte das Unheil: Spitzer Fels schlitzte seitlich den Reifen auf, "ich bin auf der Felge weitergefahren und habe dann als Dritter übergeben und so halbwegs alles noch gerettet", sagt List. Er ergänzt: "Es ist verrückt hier. Die letzten Tage hat es extrem geregnet und die Strecke war schlammig hoch zehn. Dann kam am Morgen des Staffelrennens die Sonne raus und am Nachmittag war der Kurs schon so abgetrocknet, dass man Trockenreifen hätte fahren können. Das war nicht vorhersehbar und auch zu kurzfristig." Die Form stimmt beim Studenten jedenfalls, das hat die kurze Belastung im Staffelrennen gezeigt.
Nina Benz war im deutschen Team als Dritte an der Reihe. Junior Max Adler, der einen Crash hatte, schickte sie auf Position sechs ins Rennen. "Natürlich wollten wir nachziehen, nachdem das deutsche Team am Tag zuvor zwei Medaillen geholt hatte", sagt Nina Benz, doch auch bei ihr schlug der Defektteufel zu. Plattfuß in der Hälfte der Runde, "mega-ärgerlich", sagt sie, "dadurch hatten wir einfach zu viel Abstand nach vorne". Kurios: Trotz des Defekts machte sie eine Position gut und wechselte als Fünfte. Ihre Runde bis zum Platten sei gut gewesen, "ich nehme das Rennen als Vorbelastung für das Cross-Country-Rennen am Sonntag." Als Lennart Krayer (U23) als Letzer des deutschen Sextetts auf die Strecke ging, waren die Medaillen längst außer Reichweite. Als Fünfter hatte er übernommen, als Fünfter kam er ins Ziel. "Ich bin eine solide Rundenzeit gefahren. Ich fühle mich gut, ich mag die Runde", sagt der 22-Jährige. Beste Vorzeichen für das Cross-Country-Rennen.
Das nächste Highlight:
Internationales Vulkan-Race in Gedern, Samstag, 18. Mai, 16.30 Uhr Bundesligarennen der Junioren. 19. Mai, Bundesligarennen der Frauen/U23 (13 Uhr) und Juniorinnen (13.01 Uhr). Um 15 Uhr folgen die Männer/U23.
Fotos: (c) Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Weitere Informationen unter www.lexware-mountainbike-team.d