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LEXWARE MOUNTAINBIKE TEAM - EM-Medaillen für Nina Benz und Carla Hahn /  Unfassbares Pech für Max Brandl am Ende

Was für ein Tag für das Lexware Mountainbike Team bei der Europameisterschaft  in Cheile Grădiștei in Rumänien. Bei Dauerregen, einstelligen  Temperaturen und schwierigsten Bedingungen hat sich zunächst Carla Hahn  im Cross-Country-Rennen der Klasse U23 den zweiten Platz gesichert. Nach  EM-Bronze im Short Track nun Silber über die längere Distanz: "Ich weiß  nicht, was ich sagen soll. Das kommt völlig unerwartet." Kurze Zeit  später erkämpfte sich Nina Benz (Foto oben/rechts) im Eliterennen der  Frauen den dritten Platz, es ist die dritte Medaille für das Team, das  seinen Sitz im Dreisamtal und Hochschwarzwald hat. Was für ein Tag für  Lexware aber auch, was das Rennpech betrifft: Max Brandl hatte im  Männerrennen als Dritter zu Beginn der letzten Runde die Medaille schon  vor Augen, dann verlor sein Hinterrad Luft. Auf dem platten Reifen legte  er mehr als die Hälfte der Schlussrunde zurück, musste zwei  Konkurrenten passieren lassen und wurde Fünfter. Teamkollege David List  erreichte das Ziel als Sechster. Im Cross-Country-Rennen der U-23-Männer  hatten sich am Tag zuvor Lennart Krayer und Paul Schehl vom Team  Lexware bei trockenen Bedingungen ebenfalls die Plätze fünf und sechs  erkämpft.

Cross-Country Elite Frauen: "Blindflug in der letzten Runde" bei wilden Nina-Bedingungen
Als sie das  Wetter im rumänischen Skiresort auf 1300 Metern am Wettkampftag sah,  sagte sie sich: das ist Nina-Wetter - regnerisch, kalt und matschig auf  der Strecke. Nina Benz mag wilde Bedingungen, "sowas liegt mir", sagt  sie. Die Prüfung wurde jedoch härter als gedacht. Denn kaum im Ziel  legte sie sich in eine warme Badewanne, um wieder Leben in die steif  gefrorenen Beine und Arme zu bekommen. "Auf dem rechten Auge habe ich da  immer noch nichts gesehen, weil es im Rennen so viel Dreck abbekommen  hatte", erzählt die 25-Jährige. Im Rennen merkte Nina Benz ziemlich  schnell, dass es auch für Hartgesottene "eine ganz schöne  Herausforderung" wird. "Oh, oh", dachte sie, "das wird hart". Sie  adaptierte die Gegebenheiten jedoch schnell, rollte in einer  Verfolgergruppe mit, die um den dritten Platz kämpfte und entschloss  sich als Erste in eine Abfahrt zu gehen, "weil mir das einfach liegt".  Es tat sich prompt eine Lücke hinter ihr auf, Nina Benz hatte Rang drei  okkupiert. Den machte ihr anschließend die Österreicherin Mona  Mitterwallner streitig: "Berghoch war sie einen Tick zu schnell, um  dranzubleiben. Und ich wollte nicht über das Limit gehen. Denn, wenn man  hier drüber geht, heißt es auf der nächsten Abfahrt: ciao", sagt Nina  Benz. Sie verlor den dritten Platz - und behielt ihn doch: Weil die vor  ihr liegende Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prevot nach technischen  Problemen aufgab. "In der letzten Runde war das Blindflug. Auf dem  rechten Auge habe ich nicht mehr gesehen", sagt Benz, "ich bin aber  überglücklich. Es ist meine ersten EM-Medaille bei der Elite".

Cross-Country Elite Männer; "Ich liege in der Badewanne und habe Tränen in den Augen"
Wie viel Pech  kann ein Mensch haben? Es heißt, langfristig würden sich Pech und Glück  ausgleichen. Bei Max Brandl (Foto oben) ist das im Moment nicht der  Fall. Vor den Weltcups in Brasilien erwischte ihn eine Infektion, im  Short-Track-Rennen bei dieser EM holte er sich an zweiter Stelle liegend  einen Durchschlag am Reifen und nun im Cross-Country-Wettkampf entwich  die Luft am Hinterrad schon wieder. Ganz am Schluss, in der letzten  Runde, Brandl hatte als Dritter die Medaille bereits vor Augen. Das  Badewasser rauscht auch bei ihm. Der deutsche Doppelmeister hat sich  nach der Tortur ebenfalls gleich in die Wanne gelegt und sagt: "Ich  liege hier in der Badewanne mit Tränen in den Augen. Einerseits, weil  ich maßlos begeistert und überwältigt davon bin, wie ich heute Rad  gefahren bin. Aber auch ein bisschen, weil ich am Ende mit dem Platten  Pech hatte". Von der dritten Runde an lag der 26-Jährige in den  Medaillen. War lange Zweiter, dann Dritter. "Hätte ich eine Medaille  geholt, wäre das der Wahnsinn gewesen. Da wäre ich ausgeflippt", sagt  er. Nur ein paar Rennminuten trennten ihn vom Wahnsinn. Dann der  Plattfuß. Fünfter statt Dritter. "Es gab viele Platten in dieser Woche  hier. Auch Simon Andreassen hatte in Führung liegend einen. Dass es bei  mir der zweite in dieser Woche war, ist natürlich ärgerlich", sagt  Brandl. Sich davon nicht unterzukriegen lassen und das Positive zu  sehen, das ist Größe: "Ich hätte vor dem Rennen nicht mit Platz fünf  gerechnet. Ich bin so ein solides Rennen gefahren, ich bin mega happy."

Teamkollege David List lag anfangs vor Brandl, der 24-Jährige hatte  einen Superstart erwischt: "Ich war gleich vorne mit dabei." In Runde  zwei ging er jedoch in einer Kurve kurzzeitig zu Boden, "das hat ein  bisschen Rhythmus gekostet". Er fiel auf Rang fünf zurück. "Es hat sich  bei mir grundsätzlich schon gut angefühlt, aufgrund der schwierigen  Bedingungen lief aber alles ein bisschen zäh", erzählt List.  Zwischenzeitlich war er Achter, gegen Ende das Rennens machte er wieder  Boden gut und schnappte sich noch den sechsten Platz. "Das passt. Mein  bestes EM-Ergebnis. Wichtig war heute bei den Bedingungen, heil  durchzukommen." Das ist ihm gelungen.

Cross-Country U-23-Frauen: "Ich finde so Bedingungen sehr, sehr geil"
Kurz vor dem  Ziel kommt die Faust. Sie reißt beide Arme in die Höhe und schreit ihre  Freude hinaus, so als wollte Carla Hahn allen mitteilen: "Nein, das  kalte Schmuddelwetter hat mir nichs ausgemacht". Regen und nur fünf Grad  konnten ihr nichts anhaben, ganz im Gegenteil. "Ich finde so  Bedingungen sehr, sehr geil. Da kann ich auf den Abfahrten meine  Vorteile ausspielen." Die waren offensichtlich: Keine andere  U-23-Starterin lenkte ihr Bike so zügig und sicher über die schmierigen  Steine bergab. Neben der entsprechenden Technik und viel Schub aus den  Beinen verfügt Carla Hahn auch über reichlich Widerstandskraft und  Robustheit, bei solchen Bedingungen unerlässlich. Dennoch: Auch die  18-Jährige, die in Freiburg ein soziales Jahr  absolviert, kämpfte mit  dem tückisch-seifigen Untergrund: "Ich hatte zwei Stürze und einen  Fast-Sturz." In der fünften Runde hatte Carla Hahn nach einem Sturz der  deutschen Favoritin Kira Böhm Rang zwei  übernommen und brachte die  Platzierung sicher ins Ziel: "Das ist ein unfassbar geiles Ergebnis für  mich. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich auf das Podium fahre."  Auch ihrer Teamkollegin Antonia Weeger taugen solche  Schmuddel-Bedingungen: "Matsch und Regen, das mag ich. Das hat richtig  Spaß gemacht." Mit zunehmender Renndauer und einer guten Portion  Hartnäckigkeit arbeitete sich sich in die Top Ten, Rang neun ist ein  Achtungserfolg für die 19-Jährige: "Ich bin gut durchgekommen. Es hat  alles funktioniert, ich bin happy."

Cross-Country U-23-Männer und Junioren: Ein Stein bremst Lennart Krayer auf dem besten Weg nach vorn
Lennart  Krayer ist im Cross-Country-Rennen der Klasse U23 nur knapp an einer  Medaille vorbeigefahren. Nach dem Start aus der ersten Reihe tauchte das  weiße BDR-Trikot zunächst nicht unter den Schnellsten auf. Der  22-Jährige hat nicht die explosivsten Beine, dafür sind sie sehr  ausdauernd und entwickeln bergauf mächtig Schub. Von Rang acht aus  startete er seine Aufholjagd, war Fünfter und wenig später schon  Vierter. Krayer hatte sehr viel Zug, kurz bevor er zum Dritten  aufschließen konnte, passierte es: "Es war an einer einfachen Stelle,  ich habe da einen Stein blöd erwischt und hatte anschließend einen  Schleicher." Die Luft entwich langsam, aber merklich aus dem Reifen."  Die Fahrt auf der Felge mit anschließendem Laufradwechsel kostete ihn 43  Sekunden, in der dichten Anfangsphase fand er sich anschließend auf  Rang elf wieder. Erneut begann der Kampf um jede Sekunde, die Jagd nach  vorne, die für Lennart Krayer auf dem fünften Platz endete. "Natürlich  war mehr drin, aber was will man machen. Ich habe mich gut gefühlt, die  Form stimmt jedenfalls."

13 Sekunden hinter Krayer erreichte Lexware-Teamkollege Paul Schehl als  Sechster das Ziel im EM-Rennen der U23. "Richtig geil ist das", sagt der  19-Jährige, "ich bin mega zufrieden". Wenn man im Ziel die beste  Platzierung während des gesamten Wettkampfs erreicht hat, hat man viel  richtig gemacht. "Am Start bin ich nicht gut wegekommen, ich hatte ein  bisschen Probleme mit dem Klicki. Und: Die ersten ein, zwei Runden sind  mir schwergefallen", erzählt er, "anschließend konnte ich jedoch ein  konstantes Tempo fahren und einen nach dem anderen einholen". Der  physisch und technisch anspruchsvolle Kurs, das hohe Tempo: "Das hat  wehgetan, ich bin schon richtig tief gegangen", sagt Paul Schehl, "wie  ich die zweite Hälfte des Rennens gefahren bin, das macht mich stolz".

Probleme mit dem Tiefgehen hatte Benjamin Krüger. Der Start war noch  ganz respektabel, das Lexware-Teammitglied war unter den ersten 15,  "dann ging es los", sagt er. "Ich konnte nicht richtig tiefgehen, was  auf so einem Kurs wie hier mit vielen kurzen Anstiegen fatal ist." Er  wurde nach hinten gespült, "ich habe mich mit Rückenschmerzen  durchgebissen", sagt der 20-Jährige, "das war heute nix, mit Rang 30 bin  ich nicht zufrieden".

Ole Jan Riesterer vom Team Lexware wurde auch 30., er war damit im  EM-Rennen der 78 gestarteten Junioren jedoch zufrieden. "Ich bin aus der  letzten Reihe gestartet, konnte mich dann aber gut nach vorne  arbeiten", erzählt der 17-Jährige, der dem jüngeren Jahrgang angehört,  "ich hatte gute Beine und bin mit meiner Leistung zufrieden".
                                           

                                                       
Das nächste Highlight:
Internationales Vulkan-Race in Gedern, Samstag, 18. Mai, 16.30 Uhr  Bundesligarennen der Junioren. 19. Mai, Bundesligarennen der Frauen/U23  (13 Uhr) und Juniorinnen (13.01 Uhr). Um 15 Uhr folgen die Männer/U23.

Fotos: (c) Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Weitere Informationen unter www.lexware-mountainbike-team.de

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