Das Lexware Mountainbike Team beim vorletzten Weltcup in Lake Placid (USA) - David List etabliert sich in der Weltspitze - Der 24-Jährige aus Freiburg wird beim Cross-Country-Weltcup in Lake Placid Achter und ist bester deutscher Starter
An ruhmreicher Stelle wurde der vorletzte Cross-Country-Weltcup der Saison ausgetragen: Lake Placid (übersetzt "ruhiger See"). Bereits zweimal - 1932 und 1980 - war der kleine Ort in den Adirondack Mountains Schauplatz olympischer Winterspiele. "Ist schon ein cooler Ort mit Olympiaflair, hat schon was", findet Sina van Thiel vom Lexware Mountainbike Team, die sich im Short Track den elften Platz erkämpfte. "Lake Placid ist sehr cool", findet auch David List (Foto oben), "aber man fühlt sich schon etwas abgelegen von jeglicher Zivilisation, so wie es halt teilweise in den USA ist". Dem 24-jährigen Studenten aus Freiburg gelang beim Weltcup mit Rang acht die bedeutsamste Platzierung der Lexware-Starter. So weit vorne war der WM-Zehnte im Weltcup der Elite noch nie.
Short Track Elite: "Ich wollte mich vorarbeiten, das hat ganz gut geklappt"
Ein smartes Short-Track-Rennen zeigte Max Brandl vom Lexware Mountainbike Team, das seine Basis im Dreisamtal und Hochschwarzwald hat. Anfangs hielt sich Max aus allen Rangeleien heraus. "Ich wollte mich langsam vorarbeiten, was ganz gut geklappt hat." Als sich in der kurzen Cross-Country-Variante der besten 40 die entscheidende Rennphase begann, war der 27-Jährige aus Freiburg zur Stelle: "Eingangs der letzten Runde war ich gut positioniert, um unter die ersten acht zu kommen", erzählt er, "dann gab es noch einmal eine Sturzsituation vor mir, der ich nicht ausweichen konnte und die mich rund zehn Plätze gekostet hat". Anschließend habe er wieder einige Konkurrenten überholt und war auf Platz 14 bester deutscher Starter im Short Track von Lake Placid.
"War nicht so mein Tag", resümierte David List nach einem für ihn ernüchternden Short-Track-Wettkampf, den er auf Rang 36 beendete. Er habe sich, wie einige andere Teammitglieder auch, schon beim Aufstehen nicht besonders gut gefühlt. "Deshalb habe ich es im Wettkampf etwas ruhiger angehen lassen." Ziel sei gewesen, "Körner für das Cross-Country-Rennen zu sparen, damit ich da wieder aufs Gas drücken kann", sagt der WM-Zehnte.Olympiastarterin Nina Graf (zuvor Benz) erwischte ebenfalls keinen guten Tag und konnte sich aufgrund von gesundheitlichen Problemen aus den hinteren Regionen des schnellen Short-Track-Frauenrennens nicht nach vorne arbeiten. Derart gehandicapt blieb sie mit Rang 32 weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Short Track U23: "Endlich wieder ein Rennen ohne Schmerzen"
Sina van Thiel gelang in der U-23-Klasse mit Rang elf das beste Ergebnis der Lexware-Starter. "Das Short Race war sehr hart, sehr schnell mit drei kurzen, knackigen Anstiegen", erzählt die 21-Jährige. Anfangs sei sie gut mitgekommen, habe dann aber gemerkt, "dass ich die krassen Spitzen nicht mitgehen kann". Sie verlor den Kontakt zu den Schnellsten, fuhr oft allein im Wind. "Ich bin vielleicht auch noch nicht wieder ganz fit, da ich nach der Weltmeisterschaft krank war", sagt die WM-Sechste. Für Teamkollegin Carla Hahn, die wochenlang mit den Sturzfolgen von Nove Mesto zu kämpfen hatte, ging es primär darum, einen Wettkampf ohne Beschwerden hinter sich zu bringen. Das gelang ihr: "Das war das erste Rennen ohne Schmerzen seit langer Zeit", sagt die 19-Jährige, "ich habe natürlich gemerkt, dass ich in den vergangenen drei Monaten nicht richtig trainieren konnte. Mir hat die Power gefehlt". Rang 19 war aufgrund ihrer Krankenakte erst einmal Nebensache.
Paul Schehl kann zu Beginn eines Rennens richtig reinleuchten, das war auch im Short Race von Lake Placid so. Er klopfte bei den Top Ten an, verlor jedoch alsbald deutlich an Boden. "Nach zwei Runden haben bei mir Atmung und Beine zugemacht. Es ging nichts mehr. Ich habe das Rennen gerade so zu Ende fahren könnnen." Die Ausbeute war "ziemlich bescheiden", findet er: Rang 35.
"Es war ein mega-schneller Short Track, hohes Tempo von Anfang an", erzählt Lennart Krayer, der auf Rang 25 Bester der drei Lexware-Starter war. Zu Beginn eines Wettkampfs tut sich der 22-Jährige hin und wieder schwer, mit zunehmender Renndauer wird er aber stets stärker. Er hatte bei seiner Aufholjagd im Short Track jedoch Pech, wurde ein paar Mal ausgebremst und musste kurz stoppen. Sein Ziel waren die Top 16 und damit die ersten beiden Startreihen für das Cross-Country-Rennen. "Das hat leider nicht geklappt". Insgesamt habe er sich nicht gut gefühlt, Hals- und Kopfschmerzen deuteten jedoch darauf hin, dass er gesundheitlich angeschlagen ins Rennen gegangen war.
Für Benjamin Krüger war es der erste Short Track im Weltcup. "Die ersten drei Runden waren richtig gut. Ich konnte vorfahren in die Top 20", erzählt der 20-Jährige, doch die Euphorie hatten ihren Preis. "Anschließend habe ich dafür bezahlt". Benjamin fiel bis auf den 38. Platz zurück. "Ich wollte das Rennen nur noch zu Ende fahren und werde es nächstes Mal sicher anders machen."
Cross-Country Elite: "Trotz Erkältung so weit vorne im Weltcup wie noch nie"
Beide Lexware-Starter, David List und Max Brandl, bissen sich im Männerrennen frühzeitig unter den besten 20 fest. Während es für David lediglich der Auftakt zu einer beeindruckenden Aufholjagd war, wurde Max durch einen platten Hinterreifen entscheidend zurückgeworfen. "Ich war echt gut dabei. Mitte der zweiten Runde war ich Achter", erzählt Max, "dann habe ich mir hinten einen Platten geschossen, weil ich unnötigerweise einen Stein mitgenommen habe". Platte Reifen gab es im Männerrennen zuhauf, weil die Strecke sehr schnell und der Kontakt mit Steinen heftig ausfiel. "Ich wusste, dass man auf jeden Fall supervorsichtig fahren musste,, wenn man einen Platten vermeiden wollte. Das hat sich bewährt", sagt David List, der ohne Defekt durch die acht Runden kam. Am Wettkampfmorgen war er noch skeptisch gewesen, weil die leichten Erkältungssymptome noch nicht abgeklungen waren. "Auch beim Warmfahren lief es noch noch nicht geschmeidig", sagt er. Umso überraschter war David, dass er mit den Besten mithalten konnnte und sich zeitweise auf Position sechs einreihte. "Manchmal dachte ich mir: Komisch, dass die anderen nicht schneller sind." Mit dem achten Platz brachte er seine bisher beste Weltcup-Platzierung bei der Elite ins Ziel. "Jetzt bin ich trotz Erkältung so weit vorne im Weltcup wie noch nie (Anm.:18.), das freut mich sehr", sagt David List.
Von Position 42 begann für Max Brandl der Kampf von neuem, im dichten Elitefeld Plätze gutzumachen. "Der Kurs in Lake Placid ist nicht so selektiv, dass man sehr viel Boden gutmachen kann", sagt der 27-Jährige, "es ist schon frustrierend, dass ich gefühlt zum hundersten Mal in dieser Saison Pech habe". Da er zum Laufrad-Wechsel in die Tech-Zone laufen musste, brauchte er anschließend mehr als eine Runde, "um wieder in meinen Rhythmus zu kommen". "Aber ich habe gesehen, dass meine Form trotz einer Erkältung in der vergangenen Woche stimmt", sagt Max Brandl, der als 29. das Ziel erreichte.
Auch Nina Graf hat sich eine Erkältung eingefangen. Sie trat zum Frauenrennen zwar an, musste aber frühzeitig erkennen, dass es nicht ging: "Nach einer Runde musste ich feststellen, dass man mit einer Erkältung kein Rennen fahren sollte", sagt sie, "ich versuche jetzt, schnellstmöglich zu regenerieren und wieder gesund zu werden, damit ich nächste Woche beim Weltcup in Kanada noch einmal angreifen kann".
Cross-Country U23: "Die anderen hatten auch echt Dampf"
Paul Schehl zeigte sich vom bescheidenen Abschneiden im Short Track (35.) einen Tag später im Cross-Country-Wettkampf gut erholt. Trotz vierter Startreihe kam er gut weg, die Anfangsphase sei "hektisch und schnell" gewesen, "große Gruppen waren unterwegs, es gab viele Positionskämpfe". Gesundheitlich war er noch nicht bei hundert Prozent, bei schnellen Berghoch-Sprints bekam er Probleme. Sein hohes Grundtempo war aber stabil und führte ihn auf Rang 16. "Nicht überragend, aber doch recht zufrieden", sagt Paul Schehl, der bester deutscher U-23-Starter war.
Gerade als sich Lennart Krayer dank seines hervorrangenden Stehvermögens von Position 33 auf 19 verbessert hatte, ließ ihn sein Hinterradreifen im Stich. Plattfuß, Laufrad-Wechsel, der Traum von einer Topplatzierung platzte. 35. im Ziel. "Ich bin enttäuscht", sagt Lennart, "ich habe mich besser gefühlt als gedacht, denn morgens hatte ich noch ein Kratzen im Hals. Dennoch hatte ich im Rennen einen ganz guten Zug nach vorne."
Auch Benjamin Krüger klagt über gesundheitliche Probleme. "Ich bin nicht bei 100 Prozent", sagt der 20-Jährige nach Rang 43 im Cross-Country-Rennen der U-23-Klasse. "Ich konnte eine Pace fahren, aber das reicht halt nicht für den Weltcup. Da musst du auch Spitzen fahren können." Unterm Strich steht für Benjamin die Erkenntnis, "dass ich es besser kann".
Nach reichlich Konfusion am Start, weil einige vom "GO" überrascht wurden, fand Sina van Thiel im Rennen der U-23-Frauen schnell ihren Tritt. "Ich wollte bergauf nicht überziehen, aber trotzdem Tempo machen. Das war gar nicht so einfach, weil die anderen auch echt Dampf hatten", sagt die WM-Sechste. Mitte des Rennens bekam sie Probleme mit dem Iliosakralgelenk-Gelenk. "Mein Rücken hat zugemacht", erzählt Sina, "so sehr ich auch versucht habe, den Schmerz auszubldenden, es ging einfach nicht". Sie brachte keinen Druck mehr auf das Pedal und wurde 17. "Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit meinem Rennen."
U-23-Teamkollegin Carla Hahn versuchte, "relativ konstant zu fahren". Sie befürchtete, im roten Bereich könnten erneut Schmerzen und Krämpfe auftreten, die sie in einigen Wettkämpfen zuvor geplagt hatten. Sie fuhr ihr Tempo, "das ist aktuell aber zu langsam, um im Weltcup vorne mitzufahren." Bedeutsamer als Rang 30 ist für sie der Fakt, "dass ich ohne Schmerzen durchgekommen bin".
Das nächste Highlight:
Vom 3. bis 6. Oktober wird in Mont-Sainte-Anne (Region Quebec) in Kanada der letzte Cross-Country-Weltcup der Saison ausgetragen. Am dritten Oktober finden die Short-Track-Rennen der U-23-Frauen (Ortszeit 16.30 Uhr) und U-23-Männer (17.05 Uhr) statt. Tags darauf am vierten Oktober folgen die Short-Track-Wettkämpfe der Frauen (16.30 Uhr) und Männer (17.05 Uhr). Am Sonntag, 6. Oktober, beenden die Cross-Country-Rennen der U-23-Frauen (9 Uhr), der Frauen-Elite (11.15 Uhr), der Männer-Elite (14 Uhr) und der U-23-Männer (16 Uhr) die Saison.
Fotos: (c) Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Weitere Informationen unter www.lexware-mountainbike-team.de